Projekte der Stiftung Deutsche Sprache - Buchstaben als Druckvorlagen zusammengewürfelt

Projekte

Die Stiftung Deutsche Sprache setzt verschiedene Projekte zur Pflege unserer Sprache um.

Tatort 1522 - Das Escapespiel zur Lutherbibel

Tatort 1522 - Das Escapespiel zur Lutherbibel


Bei ihrer Spurensuche am „Tatort 1522“ begegnen die Detektive prominenten Zeitgenossen wie Philipp Melanchthon, der mit griechischen und lateinischen Begriffen jongliert, oder dem Kurfürsten Friedrich dem Weisen, der ungeduldig auf seine Bestellung wartet. In der Küche des Lutherhauses treffen sie auf eine Köchin, die nicht nur das Feuer schürt, in der Werkstatt von Meister Lotter den Gesellen Hans Lufft, der mächtig unter Druck steht, und auf Barbara Cranach, die die Besucher vor der geflügelten Schlange warnt. Es warten Buchstaben und Bilder, Kleider und Früchte, Klänge und Gerüche auf die großen und kleinen Spürnasen, sie müssen lesen und lauschen, tasten und zählen, sortieren und kombinieren, um am Ende des Rätsels Lösung zu finden. Das Ziel der Suche ist das Buch – und darin steht der berühmte Vers, der auch dieses Abenteuer auslöst: „Im Anfang war das Wort.“

Die Ausstellung im Wittenberger Augusteum sollte der Öffentlichkeit insbesondere Schulklassen bis Juli 2023 zugänglich sein. Sie wurde aber wegen der großen Nachfrage verlängert bis zum Frühjahr 2025.

Weitere Informationen finden Sie unter luthermuseen.de.

Foto des Ausstellungsraumes
Foto des Ausstellungsraumes mit lachender Person
Projekte Haus der deutschen Sprache - Zimmer mit Buch uns Sessel

Haus der deutschen Sprache


Zur Bündelung ihrer Tätigkeiten richtet die Stiftung in Wittenberg ein „Haus der deutschen Sprache“ ein. Dort wird sie wissenschaftliche Untersuchungen durchführen, Dauer- und Sonderausstellungen zeigen und die Ergebnisse ihrer Arbeit der Öffentlichkeit zugänglich machen.

Bereits jetzt gibt es dieses Haus in elektronischer Form im Netz; es steht allen Sprachinteressierten für die Beratung bei praktischen, alltäglichen Sprachproblemen offen. Auch bei der Frage nach plausiblen deutschen Äquivalenten für fremdsprachige Ausdrücke helfen wir gern. Bitte senden Sie Ihre Anfrage an: sprachberatung@stiftung-deutsche-sprache.de

In unserem Netzauftritt www.hausderdeutschensprache.eu finden sich weitere Informationen über das „Haus“ und seine Hilfsangebote, über gängige Nachschlagewerke und über Institutionen in Deutschland, Österreich und der Schweiz, die sich der Erforschung, Dokumentation, Verbreitung und Pflege der Muttersprache widmen. Die Stiftung hofft, über diese Adressen Konkretes von den praktischen Bedürfnissen im sprachlichen Alltag der Menschen zu erfahren und ihre Meinungen zu aktuellen Fragen der Entwicklung sowie des Gebrauchs des Deutschen kennenzulernen, damit das „Haus“ seine Angebote darauf einstellen kann. Das „Haus der deutschen Sprache“ übernimmt also eine ganze Reihe von Aufgaben, für die derzeit niemand ein in unserer Tradition oder Verfassung verankertes Mandat hat, die aber erfüllt werden müssen.

Seit 2017 führt die Stiftung Gespräche mit der Stadt Wittenberg über die Einrichtung des „Hauses der deutschen Sprache“ im Gebäude der Alten Musikschule. Dieser Plan steht im Zusammenhang mit der Forschungsbibliothek zur deutschen Sprachgeschichte, die 2018 in Wittenberg begründet wurde.

Projekt Forschungsbibliothek zur Geschichte der deutschen Sprache veranschaulicht durch alte Bücher in einer Bücherwand einer Bibliothek

Forschungs­bibliothek zur Geschichte der deutschen Sprache


In Wittenberg wurde 2018 die Forschungsbibliothek zur Geschichte der deutschen Sprache begründet, ein Gemeinschaftsvorhaben der Stiftung Leucorea, des Insituts für deutsche Sprache und Kultur an der Universität Halle-Wittenberg, des WortWerkWittenberg e.V. und der Stiftung Deutsche Sprache. Die von Wittenberg ausgehende Reformation war von grundlegender Bedeutung für die Herausbildung der anfangs allein über die Sprachbezeichnung deutsch näher bestimmten deutschen Nation und ihrer Kultur. Die Erforschung der Geschichte der deutschen Sprache ist eine nationale Aufgabe, die eines zentralen Ortes bedarf; er entsteht in Wittenberg. Die vorhandene Bibliotheks- und Forschungsinfrastruktur der Stiftung Leucorea und ein Bibliothekskomplex im Leucorea-Gebäude stehen zur Verfügung, bedeutende Forschungsarchive und einschlägige Professorennachlässe konnten bereits übernommen werden, weitere wurden zugesagt. Eine institutionelle Verbindung mit dem Haus der deutschen Sprache ist vorgesehen.

Mit der Stiftung Leucorea, dem Institut für deutsche Sprache und Kultur an der Universität Halle-Wittenberg und dem WortWerkWittenberg e. V. hat die Stiftung einen Kooperationsvertrag für dieses Vorhaben geschlossen und eine Anschubfinanzierung gewährt.

Stiftungspreis Wilhelm Busch - Bild zeigt Max und Moritz als bekannte Figuren auf türkisem Hintergrund

WB Stiftungspreis Wilhelm Busch


Mit seinen 1865 erstmals erschienenen Bildergeschichten von Max und Moritz hat Wilhelm Busch eine neue Kunstform geschaffen, an die neuere Genres wie Comics und Graphic Novels anknüpfen. Im Bestreben, an den großen, von ihm verehrten Dichter und Zeichner zu erinnern, hat Walter Battermann (Laatzen) der Stiftung Deutsche Sprache (Berlin) eine großzügige Zustiftung gewährt, mit der ein WB Stiftungspreis Wilhelm Busch eingerichtet werden konnte. Dieser mit 2.000 € dotierte Preis wird alle zwei Jahre bei einer öffentlichen Preisverleihung für die beste deutschsprachige Bachelor- oder Masterarbeit zum Rahmenthema „Grafik und Literatur“ vergeben. Der Jury gehören Katrin Redemann (Göttingen) in Vertretung des Zustifters sowie die Germanisten Prof. Dr. Hans-Joachim Solms (Halle), Prof. Dr. Roland Duhamel (Oostende) und Dr. Jessica Ammer (Bonn) an. Bisherige Preisträgerinnen waren Julia Helander von der Universität Lund (Schweden, 2019) und April Fowlow von der Kunstuniversität Linz (Österreich, 2021).

Buchprojekte der Stiftung Deutsche Sprache, symbolisiert durch ein aufgeklapptes Buch

Buchprojekte


Ein beispielhaftes, von der Stiftung gefördertes Buchprojekt ist die von der Germanistin Barbara Kaltz besorgte deutsche Übersetzung von Paul Lévys La langue allemande en France. Pénétration et diffusion des origines à nos jours; es wurde der Öffentlichkeit in Straßburg, in den Räumen des Elsässischen Kulturzentrums, in einer von der deutschen Botschaft in Paris unterstützten Feier vorgestellt. Zu den zahlreichen Gästen zählten der deutsche Generalkonsul in Straßburg und Botschafter beim Europarat, Julius Georg Luy, der Vorsitzende der René-Schickele-Gesellschaft, Jean-Marie Woehrling, der Enkel Paul Lévys, Michel Gaspard, und Helmut Glück als Vorstandsmitglied der Stiftung Deutsche Sprache.

Der 1887 in Oberseebach, einem Dorf im Bezirk Weißenburg (Wissembourg), geborene jüdische Deutschlehrer Paul Lévy überlebte den Krieg in einem Versteck in Paris. Er hatte zahlreiche Aufsätze zur Sprachgeschichte, zum Jiddischen, zum Elsässischen und eine nun ins Deutsche übersetzte große Abhandlung zur Geschichte der deutschen Sprache in Frankreich verfasst, welche die Geschichte der kulturellen und sprachlichen Beziehungen zwischen Deutschen und Franzosen seit der Zeit der Völkerwanderung ohne jegliche Aversionen nacherzählt. „Es fehlen im Schreibstil und in der geschichtlichen Darstellung jegliche Ressentiments gegenüber der Sprachgemeinschaft, die er beschrieb“, so Barbara Kaltz.

Barbara Kaltz und Paul Lévy bei Buchvorstellung an Tisch

Leider blieb Lévy die erhoffte Berufung auf eine Professorenstelle zeit seines Lebens verwehrt; die nunmehr erfolgte Übersetzung seines Hauptwerkes ins Deutsche stellt eine posthume Anerkennung dieses großen Gelehrten dar. Michel Gaspard, ein Enkel Paul Lévys, ergänzte den Vortrag von Barbara Kaltz mit Hintergrundinformationen aus der Familiengeschichte.

Aktion Lebendiges Deutsch der Stiftung Deutsche Sprache - Bild zeigt einige Menschen in lebhafter Diskussion

Aktion „Lebendiges Deutsch“


Über mehrere Jahre hat die Stiftung auch die Aktion lebendiges Deutsch unterstützt. Diese Initiative hatte für modische Importe aus dem angelsächsischen Sprachraum heimische Begriffe vorgeschlagen; ihre inzwischen abgeschlossene Arbeit ist in dem Buch Deutsch lebt dokumentiert.

In ihrem Vorwort begründeten die vier Organisatoren Wolf Schneider, Josef Kraus, Cornelius Sommer und Walter Krämer ihre Aktion wie folgt:
„1947 prägte der amerikanische Publizist Walter Lippmann den Begriff Cold War – und ganz selbstverständlich wurde im deutschen Sprachraum daraus der Kalte Krieg. 1948 beschlossen Amerikaner und Engländer, das von Stalin blockierte Westberlin aus der Luft zu versorgen – mit einem Airlift, britisch dem Big Lift. Obgleich der „Lift“ den Deutschen längst vertraut und die Zusammensetzung kurz und knackig war, machten sie die Luftbrücke daraus.

In den fünfziger Jahren begannen sich bei uns die in den USA erprobten Self-Service-Geschäfte breitzumachen – wiederum mit zwei ohnehin halb verständlichen, nicht sehr exotisch klingenden Wörtern (verglichen etwa mit dem Human Resources Department oder dem Shareholder Value). Doch im Nu, erneut ohne Beschluss oder namentlich bekannten Urheber, war daraus die Selbstbedienung geworden. Und als im Koreakrieg (1950-1953) Gerüchte in den Westen drangen, amerikanische Kriegsgefangene würden unter Folter zur Umpolung ihres Denkens gezwungen – da machten die Amerikaner aus dem chinesischen hsi-nao, Waschen des Gehirns, das brainwashing und die Deutschen mühelos die Gehirnwäsche. Heute ist das zwanglose Benennen neuer Dinge oder Sachverhalte in deutscher Sprache dagegen unmodern geworden.‟

Um dieses zwanglose Benennen der Sachverhalte in deutscher Sprache wieder modern zu machen, haben die Autoren vier Jahre lang jeden Monat für einen überflüssigen Anglizismus Übersetzungsvorschläge erbeten. Der Rekordhalter war die Frage nach einem deutschen Begriff für „brainstorming“ (für den „Denkrunde“ als Ersatz vorgeschlagen wurde): Zum Suchwort brainstorming haben 4.426 deutsche Muttersprachler aus allen Kontinenten uns 10.380 Eindeutschungen vorgeschlagen – viele deckungsgleich, aber auch 3.805 verschieden, 40 engbedruckte Seiten voll. Nur zu gern hätten wir der Öffentlichkeit ein Dutzend deutscher Wörter für brainstorming vorgeschlagen – aber mehr als eins hat keine Chance, populär zu werden, und durchsetzen soll es sich ja vor allem bei denen, die in der Wirtschaft, in der Werbung, in der Presse das „Gripstreffen“ (so eine der 3.805 Ideen) häufig betreiben.

Tüftelrunde, Grübelplausch, Denkgewitter, Gedankenquirl – sind das nicht ebenfalls pralle Prägungen? Oder Neuronenfeuer, Phantasiegalopp? Und wie wäre es, wenn man sich zum „Rumspinnen“ oder „Kreativeln“ träfe? „Hirnhatz“ hieß der kürzeste Vorschlag, „Lösungsansatzsammlungsgenerierung“ (10 Silben) der längste – wahrscheinlich nicht ganz ernst gemeint, so wenig wie das „Gedankenkotzen“ oder das „Bullshit Bingo“ (kein sehr deutsches Wort, aber ein so treffendes, dass man es den Engländern statt ihres abgenutzten Hirnstürmens glatt vorschlagen könnte). Und die schönsten Ideen sind natürlich immer die, die man nicht ernstlich erwägen kann: plattdeutsch „Klugschietermarkt“, hochdeutsch „HeurekaTreff“, „Alzheimer-Prophylaxe“ oder „Synapsen-Tango“.

Veröffentlichungen

Reihe:

Die Stiftung gibt seit 2008 die Reihe „Schriften der Stiftung Deutsche Sprache“ heraus.

  • Band 1: Deutsch als Wissenschaftssprache von Helmut Glück (2008). Nachdruck als Jahresgabe des ABW Wissenschaftsverlages (Berlin)
  • Band 2: Aktion Lebendiges Deutsch (2008)
  • Band 3: Die deutsche Sprache und ihre Geschlechter. Beiträge von Josef Bayer, Peter Eisenberg und Helmut Glück. Herausgegeben von Jessica Ammer (2019) (auch verfügbar als PDF-Datei)
  • Band 4: Das Partizip I im Deutschen und seine Karriere als Sexusmarker von Helmut Glück (2020) (auch verfügbar als PDF-Datei).

geförderte Publikationen (in Auswahl):

  • Sprache – ‚sanftes‘ Machtinstrument in der globalen Konkurrenz von Franz Stark (2007)
  • Zauberwelt der deutschen Sprache von Franz Stark (2. Auflage, 2012)
  • Die deutsche Sprache in Frankreich (2 Bände) von Paul Lévy, übersetzt und aktualisiert von Barbara Kaltz (Fremdsprachen in Geschichte und Gegenwart, Bd. 11. 2013, 2016)
  • Deutschunterricht in Dänemark von Anne-Marie Fischer-Rasmussen (2017)
  • Wir sprechen gerne Deutsch. 27 Stimmen aus 13 Ländern über ihr Verhältnis zur deutschen Sprache, herausgegeben von Ulla Weinreich (2018)
  • Englisch in europäischen Sprachen, herausgegeben von Barbara Kaltz, Gerhard Meiser, Horst Haider Munske (2020). Auch verfügbar als PDF.